Venedig abseits der üblichen Touristenpfade
V E N E D I G … wer denkt da nicht gleich an völlig überteuerten Cappuccino, Unmengen an Tauben auf dem überfüllten Markusplatz und Menschenmassen, die sich mit ihren Selfie-Sticks eng gedrängt über die Rialto-Brücke schieben. Besonders in den Sommermonaten und an den Wochenenden scheint die Stadt aus allen Nähten zu platzen. Dabei kann Venedig auch richtig schön sein – man muss sich nur trauen, die Touristenpfade zu verlassen und in das Labyrinth aus Brücken und Gassen einzutauchen, das die Stadt an der Lagune weltberühmt und zur mittlerweile am meist besuchten Stadt in Italien gemacht hat.
Insbesondere in den Abendstunden, wenn der Großteil der täglich bis zu 100.000 Tagestouristen die Stadt wieder verlassen hat, geht es im komplett autofreien historischen Zentrum links und rechts des Canale Grande mitunter sehr beschaulich zu. Wir waren Anfang September für ein verlängertes Wochenende dort und haben uns auf die Suche nach den Highlights abseits der üblichen Touristenpfade gemacht…
Zu Fuß und zu Wasser durch das historische Zentrum
Mit 175 Kanälen bietet das UNESCO Weltkulturerbe Venedig seinen Gästen eine weltweit unvergleichliche Kulisse mit einem Mix aus historischen Gebäuden, morbidem Charme und italienischer Lebensfreude. Rund 400 Brücken erschließen das Zentrum von Venedig für Einheimische und Besucher und laden dazu ein, die Stadt zu Fuß zu erkunden. Wer möchte, kann die Wasserstraßen neben den klassischen (aber auch auf den Touristengeldbeutel ausgerichteten) Gondeln auch mit dem Wassertaxi erkunden oder mit den “Vaporettos” einen der öffentlichen Wasserbusse der ACTV (Azienda del Consorzio Trasporti Veneziano) nutzen. Diese steuern rund um die Uhr die einzelnen Haltestellen an und sind dank der angebotenen Tagestickets auch für den kleineren Geldbeutel erschwinglich. Wichtigste Linien und gleichzeitig ein guten guten Ausgangspunkt für eine Stadtbesichtigung stellen die Linien 1 und 2 dar, die den kompletten Canale Grande durchfahren und an mehreren Stellen des Kanals Haltestellen zum Ein- und Aussteigen haben.
Man sollte sich unbedingt auch die Zeit nehmen, sich einfach einmal für ein paar Stunden ziellos durch das Labyrinth aus Kanälen und Gassen treiben zu lassen. Abseits der Haupt – Touristenrouten entdeckt man Bars und Cafés in denen die Einheimischen ihren Kaffee oder Aperitif genießen. Hier kann man vielerorts einen Aperol Spritz für 3 € trinken, so günstig gibt es das nicht einmal bei uns in Berlin! Mit einem solchen Drink kann man sich wunderbar an einen der Kanäle setzen und einfach nur das Alltagsleben an sich vorbeiziehen lassen.
Und auch Unerwartetes findet man bei solchen Streifzügen durch Venedigs Gassen, wie zum Beispiel diesen zauberhaften Buchladen am Kanal, in dem sich abertausende von Büchern in engen Korridoren bis unter die Decke stapeln.
Ausspannen am feinen Sandstrand Lido de Venetia
Einmal im Jahr trifft sich die Prominenz aus Film und Fernsehen zur “Biennale Cinema”, dem weltweit ältesten Filmfestival, das 2018 bereits zum 75. Mal stattfand und jedes Jahr Ende August, Anfang September auf der von den Venezianern schlicht “Lido” (Strand) genannten Insel ausgerichtet wird. Das restliche Jahr dient die bei Touristen in der Regel weniger bekannte Insel aufgrund der flach abfallenden Sandstrände und dem sauberen Meerwasser als Erholungsort und Bademöglichkeit. Aufgrund der prächtigen Villen und einer direkten Schiffsanbindung an den Flughafen von Venedig eignet sich der Ort auch wunderbar als entspannter und preislich (noch) nicht ganz so überzogener Ausgangspunkt für einen Trip in die Lagunenstadt. Besonders mondän lässt es sich im Hotel Excelsior nächtigen, das direkt am Strand gelegen den Luxus vergangener Tage ausstrahlt und während der Filmfestspiele bereits allerlei Berühmtheiten als Gäste willkommen geheißen hat.
Ein Ausflug zu den vorgelagerten Inseln Murano und Burano
Zugegeben, ein wirklicher Geheimtipp sind sie mittlerweile nicht mehr, locken doch die Fotos der bunten Häuserfassaden auf Instagram und Facebook Fotografen aus aller Welt in den kleinen Fischerort Murano und die für ihre Glasbläser bekannte Insel Burano. Dennoch lohnt sich ein Ausflug mit dem Schiff auf die beiden vorgelagerten Inseln in der Lagune von Venetia. Von der Station “Fondamente Nove” fährt ca. alle 20 Minuten mit der Linie 14 ein öffentlicher Wasserbus ab, der die Insel Burano nach etwa 45 Minuten erreicht und auf dem Hin- und Rückweg auch in Murano halt macht. Der beste Zeitpunkt für einen Besuch in Burano ist am frühen Vormittag oder aber am späten Nachmittag, wenn die meisten Touristen entweder noch nicht oder nicht mehr die wenigen Gassen der aus vier Inseln bestehenden Gemeinde bevölkern. Doch auch zur “Rush-Hour” hat man gute Chancen auf ein menschenleeres Foto, sobald man die von Touristengeschäften gesäumten Hauptwege links und rechts des Kanals verlässt und in eine der Seitengassen abtaucht.
Unser Fazit – Venedig hat auch uns verzaubert…
Auch wenn wir in drei Tagen und Nächten nur bedingt in die Vielfalt Venedigs eintauchen konnten, hat uns die einzigartige Atmosphäre der Stadt doch wieder einmal überzeugt – Venedig ist definitiv eine Reise wert. Die Stadt ist einfach wie gemacht für alle, die mit dem Fotoapparat bewaffnet auf der Suche nach tollen Motiven sind. Jenseits von den bekannten und bei den Tagestouristen beliebten Plätzen und Sehenswürdigkeiten zeigt Venedig sein ursprüngliches Flair und lädt zum Eintauchen in ein wohl weltweit einzigartiges System aus Kanälen und Brücken ein, in dem man sich nur allzu gut verlieren kann. Und wenn man meint, dass man bereits alles gesehen hat, setzt man einfach mit dem Boot auf eine der vielen weiteren Inseln über und die Erkundungstour kann weiter gehen.