Kühe am Strand von Nungwi, Sansibar
Fernreisen

Sansibar – Winterflucht ins Paradies

Oh, November, du kalte, graue Misere da draußen vor der Tür! Dieses Jahr haben wir uns zwar entschlossen, dir die Stirn zu bieten hier in Berlin, dennoch kommen wir nicht umhin, sehnsüchtig durch unsere Fotos von vor genau einem Jahr zu schauen, als wir vor dem November Zuflucht fanden in Sansibar. Hier kommt ein bisschen Sonne und hoffentlich Fernweh für alle kältegeplagten Zuhausegebliebenen.

Lange stand Sansibar ganz hoch oben auf unserer Sehnsuchtsliste und dann war es endlich soweit und wir nahmen die lange Anreise in Kauf, um unsere Traumvorstellungen vom tropischen Paradies einem Realitäts – Check zu unterziehen. Von Berlin flogen wir über Amsterdam und Nairobi nach Sansibar, wo wir mitten in der Nacht an einem Flughafen ankamen, der eher einem Beton-Rohbau glich, der nie fertiggestellt wurde. Nachdem wir Pass- und Impfpasskontrolle hinter uns hatten, bekamen wir unser Gepäck per Schubkarre aus dem Flugzeug gebracht und machten uns mit dem Taxi auf den Weg zu unserem ersten Hotel in Stone Town, der Hauptstadt Sansibars. 

Stone Town – Schmelztiegel der Kulturen

Wir waren noch nie die klassischen Strandurlauber, die es zwei Wochen lang im All Inklusive Resort aushalten, und hatten uns daher vorgenommen, in den zwei Wochen möglichst viel von der Insel zu sehen. Da gehört ein Aufenthalt in Stone Town unbedingt dazu! Die Altstadt ist überschaubar groß und lässt sich gut zu Fuß erkunden. Hier spürt man an jeder Ecke den spannenden Mix aus afrikanischer, arabischer, europäischer und indischer Kultur. Die Gerüche, Geräusche und das Menschengewusel in den engen Gassen sind ein unglaubliches Erlebnis und können übermüdete Europäer sicher anfangs überfordern. Wir waren jedenfalls froh, dass unser Hotel immer in fußläufiger Distanz war und wir uns dort ab und an mal für ein Schläfchen oder eine Abkühlung im Pool zurückziehen konnten. 

Hotelpool in Stone Town

7 Dinge, die man in Stone-Town unbedingt machen sollte:

  • Den Forodhani Food Market besuchen, wo es abends unzählige Stände mit leckerem Essen zu probieren gilt. Ein Muss ist hier die „Zanzibar Pizza“.
  • Eine geführte Tour mit einem lokalen Guide buchen. Die können einen an Ecken der Stadt bringen, die man normalerweise nicht unbedingt finden würde und haben jede Menge Hintergrundwissen und interessante Geschichten zu erzählen.
  • Abends am Strand den jungen Männern dabei zusehen, wie sie sich mit waghalsigen Akrobatik-Kunststücken gegenseitig überbieten
  • Das Sklavereimuseum besichtigen, in dem sich die grausame Geschichte des Sklavenhandels sehr anschaulich nachvollziehen lässt in den Überresten eines der letzten großen Sklavenmärkte, der erst 1873 von den Briten geschlossen wurde.
  • Mit dem Boot nach Prison Island fahren, wo man mit den Riesenschildkröten auf Tuchfühlung gehen kann
  • Einen unglaublich leckeren Spiced Coffee auf der Dachterrasse des Zanzibar Coffeehouse trinken
  • Bargeld abheben! Hier gibt es (Stand November 2017) die einzigen Geldautomaten auf der kompletten Insel. 
Gasse in Stone Town
  • Traditionelle Holztür in Stone Town
  • Stone Town, Sansibar

Man sollte sich bei Streifzügen durch Stone Town wie auch im Rest von Sansibar übrigens immer bewusst machen, dass die überwiegende Mehrheit der Menschen hier muslimischen Glaubens sind und es dementsprechend aus Respekt vermeiden, allzu freizügig bekleidet herumzulaufen.

Obstverkäufer auf dem Darajani Market in Stone Town
Straßenküche auf dem Darajani Market in Stone Town
Riesenschildkröte auf Prison Island, Sansibar

Entspannung pur in Kizimkazi

Nach drei Tagen in Stone Town waren selbst wir dann bereit für ein bisschen Ausspannen am Meer und so zogen wir weiter nach Kizimkazi, einem kleinen Fischerdorf an der Südküste Sansibars, das seinen offiziellen Namen Kizimkazi Mukungi (= Müßiggang) völlig zu Recht trägt. Hier ticken die Uhren anders – viel langsamer als in Stone Town. Das Leben der Menschen ist geprägt vom Meer und von den Gezeiten. Anders als die Dorfbewohner kann man als Besucher hier tatsächlich primär dem Müßiggang frönen. Die so ziemlich einzige Touristenattraktion sind Bootsausflüge, bei denen man mit Delfinen schwimmen kann. Da wir gelesen hatten, dass dies für die Tiere jedoch ziemlichen Stress bedeutet, haben wir uns dagegen entschieden und verbrachten unsere Tage in Kizimkazi lieber mit Lesen, Schwimmen und….Müßiggang natürlich!

Mittagsschlaf in Kizimkazi
Aussicht vom Hotelbalkon in Kizimkazi, Sansibar
Handtellergroße Koralle am Strand von Kizimkazi, Sansibar

Im Kite – Surfer Paradies Paje

Nach herrlichen drei Tagen machten wir uns dann auf den Weg nach Paje, wo wir weitere zwei Nächte verbrachten. Paje ist Kite-Surfing Hotspot und so tummeln sich hier jede Menge junge, partyfreudige Menschen und es gibt ein gutes Angebot an Bars, Shops und Hotels. Der weitläufige, schneeweiße, von Palmen gesäumte Sandstrand fällt sehr flach ins Meer ab, sodass bei Ebbe eine riesige Wattlandschaft zu Tage tritt, in der man herrlich spazieren gehen und dabei Seesterne, Seeigel und andere Meeresbewohner finden kann. Abends finden sich immer einige der Massai-Krieger, die hier aus Ihren Heimatdörfern herkommen um Kunsthandwerk zu verkaufen, am Strand ein und spielen mit den Touristen Fußball. Es macht Spaß, ihnen dabei zuzusehen und sich von ihrer Lebensfreude mitreißen zu lassen. 

Ebbe am Strand von Paje
Badespaß in Paje, Sansibar
Bunter Hotelpool in Paje, Sansibar

Von Paje aus kann man auch gut einen Tagesausflug in den Jozani Forest unternehmen, einziger Nationalpark Sansibars und Heimat für verschiedene Affen, allen voran die Red Colobus Monkeys, eine Art, die nur auf Sansibar vorkommt. Die neugierigen Gesellen lassen sich auch recht gut beobachten und fotografieren. Man sollte ihnen nur nicht allzu zu nahe kommen, denn sie interessieren sich scheinbar sehr für technisches Equipment und sonstige Dinge, die man so mit sich herumträgt.

Red Colobus Affe im Jozani Nationalpark, Sansibar

Traumstrand in Michamvi

Nachdem wir zwei kurzweilige Tage in Paje verbracht hatten, war es noch einmal an der Zeit, ruhigere Gefilde aufzusuchen. Die fanden wir in Michamvi, wo es einen der schönsten Strände für Sonnenuntergänge gibt. Hier spannten wir nochmal gemütlich für drei Tage aus, bevor es dann für die letzten Nächte nach Nungwi ganz im Norden ging.

Strand in Michamvi
Strandbar in Michamvi

Nungwi – wo sich Kühe, Fischer und Touristen den Strand teilen

Nungwi ist die Touristenhochburg Sansibars und so kamen wir mit den schlimmsten Befürchtungen. Die haben sich jedoch nur als teilweise richtig erwiesen. Es gibt dort zwar jede Menge Hotels und Resorts, jedoch fanden wir, dass sich Bausünden erstaunlich in Grenzen hielten. Keine Hochhäuser oder Betonbunker begrüßten uns, sondern größtenteils geschmackvolle Anlagen, die sich einigermaßen ansehnlich in die Landschaft einfügten. Es gibt in Nungwi auch noch Menschen, die ganz traditionell vom Fischfang leben und denen man dabei zusehen kann, wie sie bei Ebbe ihre Holzboote und ihre Ausrüstung warten. Auch der Bau der traditionellen Holzboote, Dhow genannt, spielt hier noch eine große Rolle. Für uns war Nungwi der ideale Ort, um vor der anstrengenden Rückreise noch einmal ein paar Tage in einem schönen Hotel zu verbringen, Souvenirs zu kaufen, im glasklaren, türkisen Meer zu schwimmen und einfach die Seele baumeln zu lassen.

Fischerboot in Nungwi, Sansibar
  • Flut in Nungwi, Sansibar
Kühe am Strand von Nungwi, Sansibar

Auch einen Besuch auf einer Gewürzfarm schafften wir noch und können diesen nur wärmstens empfehlen. Abgesehen davon, dass man damit die lokale Dorfgemeinschaft unterstützt, kann man bei so einer Führung einiges lernen über so ziemlich alle Gewürze, die man sich vorstellen kann und die hier gedeihen. Natürlich kann man die Erzeugnisse auch direkt dort kaufen und hat so ein paar schöne Mitbringsel von der Gewürzinsel Sansibar.

Kaffeebohnen auf Gewürzplantage in Sansibar

Unser Fazit nach 2 Wochen Sansibar

Für uns ist Sansibar jedenfalls ein kleines Paradies, und ideal für einen zweiwöchigen Urlaub, da es auf kleinem Raum neben unglaublich schönen Stränden auch genügend Gelegenheiten bietet, in die lokale Kultur einzutauchen und die herrliche Natur und spannende Geschichte der Insel zu erkunden. Trotz der langen Hin- und Rückreise kamen wir tiefenentspannt wieder zuhause an, im Gepäck jede Menge sonnige Erinnerungen, von denen wir heute noch zehren. Besonders tief beeindruckt waren wir von der unglaublich ansteckenden Lebensfreude der Einheimischen, die vielfach in ärmlichsten Verhältnissen leben und dennoch immer ein strahlendes Lächeln für uns parat hielten. Wir hoffen sehr, dass Sansibar es schafft, dass die Menschen dort von den positiven Seiten des Tourismus profitieren können, ohne dass die Insel und die lokale Kultur darunter leiden müssen. 

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